Wartensee

Wer in einem Frühlingssonntag der 1950er Jahre auf dem einstigen Natursträsschen von der Thalerstrasse zum Restaurant Wartensee der Familie Mäder wanderte, kam kurz vor der Gartenwirtschaft an einem recht altersschwachen Bildstock vorbei. Ein erstes Wegkreuz und später Bildstöcke sind hier wohl schon in uralten Zeiten gesetzt worden. Der Standort des Bildstocks in der blühenden Natur mit dem einzigartigen Ausblick über den weiten Bodensee muss zu allen Zeiten Menschen angeregt haben, Gott für seine Herrlichkeit zu loben und zu preisen.

Als 1931 der damalige Kirchenverwaltungsrat die Dienstbarkeiten für alle Bildstöcke am Rorschacherberg prüfen wollte, stellte er fest, dass es kein Servitut für diesen Bildstock gab. In der Folge versäumte man es, dies mit einem Eintrag im Grundbuch zu regeln. Das hätte sich beinahe gerächt, denn als Landwirt Albert Mäder das Grundstück, auf dem der Bildstock stand, dreissig Jahre später verkaufte, besass die Kirchgemeinde kein Recht auf den Weiterbestand des Bildstocks. Die Familie Mäder aber wünschte den Bildstock zu erhalten und stellte der Kirchgemeinde in unmittelbarer Nähe nördlich des Strässchens Land für eine Verlegung oder einen Neubau zur Verfügung. Weil gleichzeitig eine neue Strasse erstellt wurde, entschloss sich die Kirchgemeinde für einen Neubau. Die Rorschacher Architekten Bächtold und Baumgartner bauten einen ungewohnt modernen Bildstock. Obwohl nach der Einweihung 1962 stark kritisiert, fand die tonnenförmige Einfassung eines einfachen, schmiedeeisernen Kreuzes mit der Zeit Gefallen. Und diesmal ging der grundbuchamtliche Dienstbarkeitsvertrag vom 13. September 1962 zwischen dem damaligen Landbesitzer Albert Mäder und der Kirchgemeinde nicht vergessen, der seit 2017 mit dem heutigen Besitzer Christian Etzinger anlässlich einer Parzellen-Vereinigung wieder bestätigt ist. Wie sehr der Bildstock der Familie Mäder am Herzen lag, beweist ein Brief der Kirchgemeinde aus dem Jahre 1988, in dem sie dem Ehepaar Mäder für 60 Jahre Betreuung des Bildstöcklis Wartensee dankt.

Impuls

Weitsicht – Übersicht

Gerne habe ich die Übersicht −
dabei fehlt mir manchmal die Weitsicht.
Über das Gewachsene hinausschauen,
sich auf Ungewohntes einlassen,
sich fragen:
Was brauche ich zum Leben?
Die Umgebung in mich aufnehmen
und mit der Energie, die darin steckt
weitergehen.