Vogelherd

Warum vor siebzig Jahren dieses Bild einer Heiligen mit Zange und Feuerflammen entstand, dürfte auf eine bestimmte Tradition zurückgehen. Der Bildstock im Vogelherd wurde 1763 erbaut und ersetzte wie viele andere ein Weg- oder Sühnekreuz. Die Flurbezeichnung bezieht sich auf eine Stelle, die einst für den Vogelfang eingerichtet wurden. Den Bildstock ziert ein zweiteiliges fein geschmiedetes Gitter, das aus der Entstehungszeit desselben stammen soll. Das Wandgemälde in Secco Technik mit dem Bildnis der heiligen Apollonia wurde 1950 vom Rorschacher Maler Ludwig Lorenzi erstellt und seither von Klaus Engler zweimal renoviert.

Im Bildstock befand sich bis um 1950 ein kleines Gemälde der heiligen Apollonia, das um 1890 gemalt worden war. Als man das Gebäude, das schon 1864 und 1926 renoviert worden war, erneut restaurieren wollte, war das Gemälde verschwunden. Entweder war der Bildstock von jeher der heiligen Apollonia geweiht worden oder das Gemälde war als Votivbild für die Heilung von Zahnleiden in den Bildstock gebracht worden. Seit Jahrhunderten wird die heilige Apollonia als Helferin bei Zahnleiden angerufen. Von ihr ist schriftlich überliefert, dass sie im Jahre 249 − während einer Christenverfolgung in Alexandria in Ägypten − als Märtyrin starb. Weil sie dem Glauben nicht abschwören wollte, wurden ihr die Zähne ausgeschlagen. Da sie standhaft blieb, drohte man ihr mit dem Feuertod, worauf sie sich selbst in die Flammen stürzte. Sie gilt als Patronin der Zahnärzte und wird oft mit einer Zange dargestellt.

Der Bildstock steht heute nicht mehr am ursprünglichen Standort. Wegen Verbreiterung der Strasse musste er um zwei Meter verschoben werden und wurde dann am Pfingstsonntag 1961 zu Ehren der heiligen Apollonia feierlich eingeweiht in Verbindung mit einer Prozession. Beim Besuch dieses Bildstocks laden die beiden Schriften auf der Nord- und Südseite zur Besinnung ein: „Die da säen in Tränen, werden in Freude ernten“ und „Ein Kampf ist das ganze Leben“.

(Quellen: Klaus Engler mündlich überliefert, Trudi Bischoff im Magazin „Seeseiten“)

Impuls

Hilfe in Not

Die Not vor Gott zu tragen bedeutet nicht,
dass er sie mir abnimmt, sondern dass ich
mich dabei besinne und erkenne, was ich
ändern kann und was nicht zu ändern ist.
Es gibt Menschen, die mir in der Not
beistehen −
an mir ist es, dieses Angebot anzunehmen.
Mich auf den Weg zu machen,
um etwas in meinem Leben zu verändern,
damit ich mich wieder freier und lebensfroher
fühlen kann.
Elisabeth Lüthard-Fuchs

«Ich wünsche dir,
dass immer dann ein Mensch
für dich da ist,
wenn du dich selbst nach Hilfe,
Verständnis und Nähe sehnst,
dass du dich aufgehoben und
geborgen weisst
in Freundschaft und Liebe»

Christa Spilling-Nöker: Unterwegs zu dir. […], aus:
Dies: Der Himmel ist in dir, S. 14
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