Sulzstrasse 102

Dieses Feldkreuz wurde im Jahre 1943 aus dem Estrich des Goldacher Rosenacker Schulhauses geholt, entstaubt, gefirnisst und hier aufgerichtet. Seine Geschichte beginnt am 19. August 1887, als es auf dem damaligen Rosenacker aufgestellt wurde. Der Stifter war der Müller Johann Jakob Jud. Er hatte die von seiner Mutter geführte obere Bruggmühle geerbt, im Dorf allgemein «Judenmühle» genannt. Nachdem er sie 1874 verkaufen musste, brannte sie 1875 bis auf die Grundmauern ab. Er baute sich ein Haus im Rosenacker, St. Gallerstrasse 74, buk dort Brot und betrieb ein kleines landwirtschaftliches Gut. Im Alter stiftete er auf seinem Rosenacker das Feldkreuz «den Wegweiser in der Zeit und in die Ewigkeit. Beim Bau des neuen «unteren» Schulhauses auf seiner Liegenschaft wurde das Feldkreuz auf den Schulhausplatz versetzt.

«Die Schulkinder sahen im christlichen Heilzeichen nicht das Mahnmal zum gottgefälligen Leben. Es diente als Sammelpunkt für die laute Schülerschar und wurde zum Ziel wilder Spiele. Das Kreuz verlor seinen Standort und wurde im Estrich des Schulhauses eingelagert, als die Gemeinde anfangs der 1930er Jahre das Trottoir der Schulstrasse auf drei Meter verbreitern liess. Kirchgemeindepräsident Gottlieb Schmid vergass das im Staub und Dunkel liegende Kreuz nicht und fand einen Standort bei seinen ledigen Geschwistern in der Sulz. Vor dem Neubau des jetzigen Wohnhauses und der Scheunen stand es nächst dem Zugang zu verwitterten alten Gebäulichkeiten. Jetzt steht es frei im Feld, halb abgekehrt von der Sulzstrasse, als ob es noch das alte Bauernhaus zu schirmen hätte.» schildert Josef Reck 1977.

Am 3. Februar 1944 wurde der Dienstbarkeitsvertrag unterzeichnet und ist noch heute für die Parzelle 620 in der Sulz gültig. Die Gemeinde führt das Kreuz im Ortsbildinventar 1999 und in der Schutzverordnung 2014 als schützenswert. So darf es hoffentlich noch lange als «Wegweiser in die Ewigkeit» an der vielbefahrenen Sulzstrasse stehen bleiben.

(Quelle Josef Reck)

Impuls

Endlichkeit – Unendlichkeit

Bevor ich sterbe
Noch einmal sprechen
von der Wärme des Lebens
damit doch einige wissen:
Es ist nicht warm
aber es könnte warm sein
Bevor ich sterbe
noch einmal sprechen
von Liebe
damit doch einige sagen:
Das gab es
das muss es geben
Noch einmal sprechen
vom Glück der Hoffnung auf Glück
damit doch einige Fragen:
Was war das
wann kommt es wieder?
Erich Fried

Erich Fried, Bevor ich sterbe, aus: Lebensschatten, Gedichte
© 1981, 2001 Verlag Klaus Wagenbach, Berlin