Seeblick

An der 1975 noch «Kreuzweg», heute auch «Sonnenhof» genannten Kreuzung beim Altersheim Seeblick, wo sich Heidener- und Thalerstrasse schneiden, steht heute der Bildstock mit einem Christus, der segnend die Arme erhebt. Auf einem 1903 datierten Plan ist an der Kreuzung einzig der Bildstock eingezeichnet. Der Bildstock liegt wie auch vier andere noch bestehende Wegkreuze und Bildstöcke genau an der Grenze zwischen Rorschach und Rorschacherberg. Man könnte meinen, sie hätten eine religiös-politische Funktion ausgeübt. Doch Rorschacherberg über der Grenze war ebenso katholisch wie Rorschach. Die beiden Gemeinden gehörten einst sogar zusammen und ergänzten sich wirtschaftlich. Dieser Bildstock war der dritte Halt der Flurprozessionen, nach dem ersten am Wegkreuz im Klostergut und dem zweiten im Langmoos.

In einem vom 10. September 1931 datierten Grundbucheintrag «Duldung eines Bildstockes» anerkennt die politische Gemeinde Rorschacherberg, dass die Katholische Kirchgemeinde ein dingliches Recht auf den Fortbestand dieser Bildstockanlage besitzt. Anders als in den meisten Dienstbarkeitsverträgen in Rorschach herrscht in der Gemeinde Rorschacherberg, die kirchlich zu Rorschach gehört, ein anderer Brauch. Hier übernimmt der Eigentümer der Parzelle, auf der ein Bildstock steht, die Pflicht, ihn jederzeit zu unterhalten und falls nötig zu erneuern. Nur die bildliche Ausschmückung geht zulasten der Kirchgemeinde.

Seither ist die einst einfache Strassenkreuzung mehrmals vergrössert und dem wachsenden Verkehr angepasst worden. Der Bildstock stand diesen Veränderungen oft im Wege. So auch 1943, als die politische Gemeinde, als Eigentümer des Grundstücks, den heutigen Bildstock gemäss einem Plan des Rorschacher Architekten Paul Gaudy durch den Maurermeister Willi Buob erbauen liess. Die Ausschmückung entsprach der Stimmung der Bevölkerung mitten im Krieg. Hitler-Deutschland hatte fast ganz Europa erobert, die Schweiz war bisher verschont geblieben. Die im Bildstock stehende Christusfigur symbolisierte die Bitte um den Schutz des Allerhöchsten vor einem Einmarsch der Nazi-Armeen und ihren Schrecken des Krieges. Die Statue wurde auch von vielen Gläubigen als Bruder- Klaus-Figur betrachtet, da dieser während des Krieges in der ganzen Schweiz besonders verehrt wurde. Kunstmaler Ludwig Lorenzi schuf die Bilder an den Innenwänden: Ein wachestehender Soldat mit Gewehr an der Landesgrenze, eine Ordensschwester mit Kindern, ein Bauer, der bei der Arbeit auf die Gegend schauend innehält und eine Mutter mit Kindern vor einem Getreidefeld. Auch dieser Bildstock wurde anlässlich einer Auffahrtsprozession am 3. Juni 1943 eingeweiht. Solange das alte Bürgerheim stand, besorgten Ingenbohler Schwestern den Blumenschmuck. Wegen einer Strassenkorrektur wurde der Bildstock durch Gartenarchitekt Fredy Klauser 1962 etwas versetzt, 2000 nach dem Neubau des Bürgerheims «Haus zum Seeblick» neugestaltet, bis 2016 wegen einer veränderten Strassenführung erneut eine Versetzung um einige Meter südwärts notwendig wurde.

Impuls

Segen sein

Ich will Segen sein für mich
Ich will Segen sein für dich
Ich will Segen sein für die Welt
Ich will Segen sein – mit deiner Hilfe,
du mein Gott