Klosterguet

Wann das erste Feldkreuz im Klosterguet gesetzt worden ist, kann nicht nachgewiesen werden. Vermutlich war es in äbtischen Zeiten ein Grenzzeichen zwischen den Von Blarers von Wartensee und Wartegg und der Edlen von Rorschach, deren Schlossgüter sich in dieser Gegend berührten. Erwähnt wird das Kreuz 1936 in einem grundbuchamtlichen Eintrag, mit dem der Landwirt Franz Würth, Eigentümer des Grundstücks, der Kirchgemeinde die Duldung eines Feldkreuzes einräumt. Er bestimmte, dass, wenn je eine Versetzung notwendig werden würde, das Kreuz auf keinen Fall einen Standort ausserhalb seiner Liegenschaft erhalten dürfe.

Das Kreuz ist tatsächlich in einer 1943 datierten Übersichtskarte der Gemeinden Rorschach und Rorschacherberg eingezeichnet. Es befand sich am südlichen Rande der Seebleichestrasse rechts der beiden Abzweigungen der Wege, die links zum Schlössli Wiggen und rechts durch die Wiesen von Franz Würth zu dessen Bauernhof Klostergut führten. In den folgenden Jahren wurden die Würth-Wiesen überbaut und die Klostergut- und Wiggenrainstrassen angelegt. Prompt stand auch dieses Kreuz wieder einmal wie andere Kreuze und Bildstöcke einem Strassenbau im Weg. Der Kanton war 1977 Eigentümer des Grundstücks, auf dem das Kreuz stand und schlug vor, es etwas weiter südlich an die Abzweigung der Wiggenrainstrasse zu versetzen. Die Kirchgemeinde beharrte aufgrund der klaren Auflage durch die alte Dienstbarkeit auf eine Verlegung innerhalb der Parzelle 191. Das kantonale Baudepartment hingegen machte geltend, es könne einem künftigen Käufer der Parzelle 191, der ja auch ein Atheist sein könnte, nicht zugemutet werden, auf seinem Grundstück ein Kreuz zu dulden und dieses noch zu unterhalten. Es gab eine gütliche Einigung: Der Kanton schenkte der Kirchgemeinde 30 Quadratmeter Land etwas östlich des bisherigen Standorts und beteiligte sich an den Versetzungskosten. Die Kirchgemeinde war nun Eigentümer einer eigenen Parzelle für das Kreuz und löschte dafür die Dienstbarkeit auf Parzelle 191.

Kurz vor der Verlegung 1977 hatte die Familie Würth das Kreuz prächtig renovieren lassen. Die Familie betrachtete das Kreuz auf ihrem Land als traditionelle Verpflichtung und Äusserung ihres religiösen Sinnes, als Verehrung des Gekreuzigten und Segen für ihr Bauerngut. Das Kreuz war erste Station an den Auffahrtsprozessionen vor dem Weitergang auf dem Weg am Schlössli Wiggen vorbei hinauf zur Thalerstrasse. So wurde es jeweils für den Auffahrtstag von der Ehefrau Ida Würth-Bischof besonders prächtig geschmückt.

Impuls

Treu sein

Tradition sichern bedeutet:
Treu sein, gegenüber dem, was uns wichtig ist.
Mir selbst treu bleiben,
meinem Nächsten treu sein,
trotz Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten.
Einer Sache treu bleiben,
der ich mich verpflichtet habe.
Doch: Wann ist die Treue zu überdenken,
damit sie nicht zur Selbstaufgabe wird?
In dieser Entscheidung hilft mir die Zusage,
dass Gott mir treu bleibt,
was immer auch geschieht.