Iltenriet Reservoir

In der friedlichen Umgebung des steil ansteigenden Wegs zum Weiler Iltenriet geschah vor Jahrhunderten eine Bluttat. Dort stand vor dem heutigen Bildstock ein Sühnekreuz. Der Goldacher Ehrenbürger, Professor Dr. Josef Reck (1899−1985) war Priester und Sekundarlehrer in Goldach und gleichzeitig Historiker. Dank seinen Nachforschungen kennen wir die Geschichte dieses Kreuzes. Das Kreuz wurde errichtet, um den Totschlag zu sühnen und den Frieden zwischen verfeindeten Familien wiederherzustellen.

Im Staatsarchiv Zürich liegt der «Vertrag wegen geschehenem Totschlags Under den Eggen zu Neugersriet in die Vogtei Rorschach gehörig Anno 1535.» Auf dem Bildstock steht die Jahrzahl 1545. Es verging also ein Jahrzehnt, bis das Sühnekreuz aufgestellt wurde. Das Gebiet von Eggersriet gehörte zur St. Mauritiuspfarrei Goldach und ist in allen Urkunden als «»ob den Eggen gelegen» bezeichnet. Das Stück der uralten Appenzellerstrasse von der Höchi bis Iltenriet war der Kirchweg der Eggersrieter nach Goldach und in den Reichshof Rorschach.

Auf diesem jedem Eggersrieter vertrauten Weg trafen die Eggersrieter Ulrich Riedener und Bastian und Heinrich Egger, ihren Landsmann Töni Altherr. Sie gerieten in ein Streitgespräch, zückten ihre Waffen und schon lag Töni Altherr in seinem Blut. Der Stich war tödlich tief. Die drei rauflustigen Gesellen erschraken ob ihrer Tat, fürchteten die Blutrache der Verwandten und flüchteten ins Asyl des Münsters zu St. Gallen und von da ins Ausland. Nicht nur die Täter, sondern auch ihre Angehörigen und Verwandten wurden verfemt und geächtet im eigenen Land und baten in der Not den Fürstabt Diethelm Blarer von Wartensee um Vermittlung. An einer Tagsatzung in der Taverne Rorschach (heute Federerhaus) geleitet vom Kanzler des Fürstabts und dem Vogt von Rorschach und mit den Ammännern von Rorschach, Goldach, Mörschwil und Tablat kam es nach «allseitigem Zureden und Bemühungen» zu einer Verständigung. Die Täter mussten «nach altem christlichen Brauch Busse tun». Diese bestand in einer langen Reihe von allerlei Bräuchen und Handlungen und dem Errichten eines Kreuzes, fünf Schuh hoch und drei Schuh breit. Die milde Busse muss im damals geltenden Recht betrachtet werden. Gemeine Verbrechen wie Mord, Diebstahl, widernatürliche Unzucht, Diebstahl waren todeswürdige Vergehen und wurden mit dem Schwert, durch Verbrennen oder mit dem Galgen gesühnt. Der Totschlag im Zorn oder Streit hingegen wurde milde behandelt.

An der Stelle des einstigen Sühnekreuzes standen später Bildstöcke, der heutige seit 1850 und wurde wahrscheinlich aus Teilen eines älteren Aufbaus errichtet. Er war damals ein Geschenk von Anna Maria Hauser, geborene Wehrli, in Steinach. Die Christusfigur im Innern wurde mit plastischen geschnitzten blutenden Wunden im Typus eines Pestchristus gestaltet und ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert. Der Kanton St. Gallen als Eigentümer des Grundstücks liess 1976 im Grundbuch von Untereggen ein Servitut zugunsten der Kirchgemeinde Goldach eintragen. Der Bildstock wurde 1990 letztmals renoviert. Er bleibt auch heute ein Zeuge aus einer unguten, rauflustigen Zeit, die im Zeichen des Kreuzes menschliche Sühne und göttlichen Frieden fand.

(Quellen: aus Schriften von Prof. Dr. Josef Reck, und mündlich von Klaus Engler

Impuls

Das Richtige tun

Wenn wir schuldig werden:
schuldig an uns,
schuldig am Mitmenschen,
schuldig an der Welt −
verzeih uns, o Gott.
So haben wir uns von dir entfernt:
lass uns innehalten,
lass uns darüber nachdenken,
was wir tun können,
um uns dir wieder zu nähern.
Und aus dieser Verbindung
die Kraft zu schöpfen,
das Richtige zu tun.