Haldenmühliweg 16

„Keine Urkunde aus alter Zeit spricht vom Bildstock am Haldemühleweg, kein Eintrag im Servitutenprotokoll des Grundbuchamtes berichtet von einem Dienstbarkeitsvertrag. „Seit eh und je gehört der Bildstock zum Grundstück, dessen Besitzer jederzeit den Bildstock in klaglosem Zustand zu unterhalten hat.“, schrieb der Historiker Josef Reck 1977. Tatsächlich präsentiert sich der Bildstock, vermutlich um 1900 erstellt, noch heute in prächtigem Zustand, denn 1979/80 wurde der zierliche Bau unter der Regie von Baumeister Oskar Bulgheroni innen und aussen fachgerecht renoviert und insbesondere das Gemälde und das Schriftfeld aufgefrischt. Das Gemälde der „Maria vom guten Rat“ kopierte der Unteregger Restaurator Bonifaz Engler von demjenigen auf der Empore der Kirche Untereggen. Sein Sohn Klaus Engler restaurierte das Bild 2016 erneut, wobei auch die Nische sowie das Gitter erneuert wurden. Gleichzeitig hob Engler auch die Schrift wieder hervor: „Ich bin die Mutter der schönen Liebe, des Rathes der Erkenntnis und der hl. Hoffnung.“ Auch der heutige Besitzer pflegt das Gebäude sorgfältig, obwohl im Grundbuch für die Parzelle Nr.1925 kein Servitut für den Unterhalt eingetragen ist. Hingegen ist der Bildstock in der Schutzverordnung der Gemeinde Goldach aus dem Jahr 2014 als schützenswert bezeichnet.

Ein alter Stahlstich und ein Gemälde beweisen, dass schon vor 1856 ein Bildstock am alten Weg zur Blumenhalde und hinunter zur Haldenmühle hier oder in der näheren Umgebung stand: Johann Baptist Isenring (1796−1860) zeichnete 1856 in seiner Ansicht des Eisenbahnviadukts über die Goldach den Bildstock am Wegrand zur Haldenmühle. Im ebenfalls 1856 entstandenen farbigen Gemälde des Viadukts von Joseph Martignoni (1803−1873) steht der Bildstock weiter oben am Hang.

Die gottesfürchtige Familie Boppart, Besitzer der Haldenmühle, hat wahrscheinlich im 17. Jahrhundert den Bildstock gestiftet, mutmasst Josef Reck. Aus ihrer Familie stammte Johann Jakob Boppart, der von 1668-1683 Kaplan in seiner Heimatpfarrei Goldach war. Er zog sich dann in sein Elternhaus in der Haldenmühle zurück, wo er erblindete und 1716 starb. Josef Reck, selber Kaplan in Goldach, schrieb über seinen einstigen Vorgänger und die Müllersfamilie: „Wie oft wird er in den 33 Jahren seines Erblindens zur Tafel mit dem Bild Mariens und ihres göttlichen Kindes hinaufgestiegen sein, um mit erlöschendem Auge das Land der Verheissung zu suchen, wo in der Nähe der göttlichen Sonne alles licht und hell ist?“ Ein Neffe des blinden Kaplans siechte in der Vollkraft seines Lebens dahin und starb 1729. Von ihm schrieb Reck: „Er hat vom Onkel das Gehen zum Bildstock geerbt und gleich ihm dort Trost, Kraft, Ergebung in Gottes Willen und Seelenruhe gefunden. Für die Müllersleute in der Halden war der Bildstock ob der Mühle die Herzmitte ihrer Schicksale geworden, begreiflich, dass sie für das damalige kleine Heiligtum Sorge trugen.“

(Quellen: aus Schriften von Prof. Dr. Josef Reck und mündlich überliefert von Klaus Engler)

Impuls

Zuspruch

Trost finden im Klagen
Trost finden im Weinen
Trost finden im Schreien
Trost finden im Gehen
Trost finden in einer Umarmung
Trost finden im Lachen
Trost finden, weil mir zugehört wird
Trost finden, weil die Zeit vergeht und
so Wunden heilen können
Elisabeth Lüthard-Fuchs
«Da hast du mein Klagen in Tanzen
verwandelt, hast mir das Trauergewand
ausgezogen, und mich mit
Freude umgürtet.» (nach Ps 30,12)

aus Beten mit den Psalmen 1;
Kapuzinerkloster Rapperswil, Bruder Beat Pfammater