Appenzellerstrasse 13

Abt Ulrich Rösch, der ab 1481 das Kloster St. Gallen nach Rorschach verlegen wollte, beabsichtigte vom Neubau Mariaberg eine direkte Strassenverbindung zur gedeckten Brücke über die Goldach zu erstellen. Der Rorschacher Klosterbruch verhinderte seine Pläne. Mariaberg wurde zwar wiederaufgebaut, doch die Klosterverlegung aufgegeben. Die geplante Strasse hingegen verwirklichten die nachfolgenden Äbte Franz von Gaisberg und Diethelm Blarer. Sie führte als «Gottshaus eigene Strass» zu den «Drei Städel» im Wiesental und via Ochsengarten nach Goldach. An der Strasse der Fürstäbte sind damals wahrscheinlich dieses Bildstöckli im heutigen Wiesental und ein Kreuz bei der heutigen Villa Flurhof im Ochsengarten von Anstössern errichtet worden.

Der heutige Bildstock Wiesental könnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut worden sein. Das Relief mit der Kreuzigungsgruppe dürfte noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. 1945 befand sich der Bildstock in Schrebergartenland an der Ecke Industrie-Appenzellerstrasse innerhalb der Gemeindegrenze Rorschach. Damals befand die Kirchgemeinde, dass sich das Bildstöckli in «unwürdigem Zustande» befinde und auch nicht zur Geltung käme. Es sei zu renovieren und gleichzeitig an den Rand des Grundstückes zu versetzen. Die damaligen Besitzer der Liegenschaft, Beat Stoffels Erben in Steinach, waren einverstanden und der Kirchenverwaltungsrat beauftragte Gartenarchitekt Fredy Klauser und Baumeister Pietro Bagattini eine gefällige Neuanlage zu bauen. Die künstlerische Renovation wurde dem Kunstmaler Karl Haaga anvertraut. Das hübsche Korbgitter mit Türe und Schloss fertigte die Bauschlosserei Paul App. Wie sehr die im Juli 1946 abgeschlossene Arbeit an einem Bildstock oft noch als Ehre betrachtet wurde, zeigen damalige lobende Dankesschreiben des Rates an Bagattini und Haaga, die ihre Arbeiten gratis ausführten.

Das Grundstück kauften 1962 die Aluminiumwerke Rorschach, die darauf einen Autoparkplatz erstellen wollten. Einmal mehr stand einem Verkehrsvorhaben ein Bildstock im Weg. Obwohl die alte Dienstbarkeit gelöscht worden war, versetzte die Firma 1963 das Bauwerk auf ihre Kosten an die Appenzellerstrasse 15 in der Gemeinde Goldach, sodass nun die Kirchgemeinde Goldach Eigentümer wurde. Ein neuer Dienstbarkeitsvertrag wurde am 3. Januar 1964 zwischen dem Landbesitzer Josef Schmid und der Kirchgemeinde Goldach abgeschlossen. 1977 schrieb Josef Reck über die Verlegung: «Das Bildstöckli im Wiesental musste vor einigen Jahren vom angestammten Platz weichen, der zunehmende Verkehr nötigte dazu. Es fand einen neuen Standort. Der Bildstock ist gerettet. Doch Sinn und Bedeutung des Wegkreuzes als Wegweiser und Grenzscheide für den Menschen eines gläubigen und bedächtigen Zeitalters sagen dem rasch vorbeiflitzenden Fahrer nichts mehr. Der Bildstock wurde daher am wenig beachteten Ort an der Appenzellerstrasse abgesetzt.»

Ein weiteres Mal umplatziert, befindet sich das alte Bild der Kreuzigungsgruppe seit 2004 am heutigen Standort. Das Relief wurde letztmals 2008 von Bonifaz Engler restauriert.

Impuls

Aufbruch

wirf dein Herz in die Weite
hisse das Segel himmelwärts
flieg durch die Berge
wandre in den Meeren
tauche mit dem Wind
vergiss die Zeit und das Leid
tanze auf dem Silberstreifen
lass die Sonne in dir Heimat finden
bewege dein Herz
der nächste Schritt liegt dir zu Füssen
schenke den Stunden deine Sterne
ruh dich aus bei den Engeln
brich wieder auf ins Zauberhafte
gib deinen Träumen einen Anfang

Michael Lehmler
aus https://www.erzbistum-koeln.de/presse_und_medien/magazin/Gebetsimpulse-Was-kann-ich-in-der-Corona-Krise-beten